KI macht uns produktiver – aber unglücklich? Neue Forschungsergebnisse werfen ein überraschendes Licht auf die Veränderungen durch KI in der Arbeitswelt.
Eine Studie des Massachusetts Institute of Technology untersucht die Auswirkungen von KI auf Innovation und Wohlbefinden von Wissenschaftlern in einem F&E-Labor eines großen US-Unternehmens.
Die ersten Ergebnisse sind beeindruckend:
𝗣𝗼𝘀𝗶𝘁𝗶𝘃𝗲𝗿 𝗘𝗶𝗻𝗳𝗹𝘂𝘀𝘀 𝗮𝘂𝗳 𝗱𝗶𝗲 𝗣𝗿𝗼𝗱𝘂𝗸𝘁𝗶𝘃𝗶𝘁ä𝘁
✅ Der Einsatz eines KI-gestützten Tools für Materialforschung führte zu einer 44%igen Steigerung der Materialentdeckungen.
✅ Dies resultierte in einer 39%igen Zunahme von Patentanmeldungen und einem 17%igen Anstieg neuer Produktprototypen.
✅ Die entdeckten Materialien waren innovativer und enthielten neuartige chemische Strukturen.
Alles bestens also? Nicht ganz, denn es gab
𝗚𝗿𝗼ß𝗲 𝗨𝗻𝘁𝗲𝗿𝘀𝗰𝗵𝗶𝗲𝗱𝗲 𝗶𝗻 𝗱𝗲𝗿 𝗣𝗿𝗼𝗱𝘂𝗸𝘁𝗶𝘃𝗶𝘁ä𝘁𝘀𝘀𝘁𝗲𝗶𝗴𝗲𝗿𝘂𝗻𝗴
🙂 Top-Wissenschaftler profitierten erheblich: Ihre Leistung verdoppelte sich nahezu (+81%). Sie nutzten ihre Expertise, um KI-generierte Vorschläge effizient zu priorisieren.
😐 Wissenschaftler mit geringerer Anfangsproduktivität erzielten hingegen kaum Verbesserungen. Sie hatten Schwierigkeiten, zwischen guten und schlechten KI-Vorschlägen zu unterscheiden. Ihre Tests erfolgten dann oft nach dem Zufallsprinzip.
Grund war die Arbeitsweise des KI-Tools: Es automatisierte einen Großteil der kreativen „Ideengenerierungs-Aufgaben“ (57%) und verlagerte den Schwerpunkt der Arbeit auf die Bewertung und Verfeinerung von KI-Vorschlägen.
Dies erforderte Beurteilungs- und Entscheidungskompetenzen, die besonders bei erfahrenen Wissenschaftlern besser ausgeprägt waren, Wissenschaftler ohne ausreichendes Fachwissen aber überforderte.
Insgesamt führte es zu
𝗡𝗲𝗴𝗮𝘁𝗶𝘃𝗲𝗻(!) 𝗔𝘂𝘀𝘄𝗶𝗿𝗸𝘂𝗻𝗴𝗲𝗻 𝗮𝘂𝗳 𝗱𝗶𝗲 𝗔𝗿𝗯𝗲𝗶𝘁𝘀𝘇𝘂𝗳𝗿𝗶𝗲𝗱𝗲𝗻𝗵𝗲𝗶𝘁
🛑 82% der befragten Wissenschaftler gaben an, dass ihre Arbeitszufriedenheit gesunken ist.
🛑 Die Hauptgründe waren fehlende Kreativität im Arbeitsalltag, da KI viele ideengenerierende Aufgaben automatisiert und Unterforderung, da sie nur KI-Vorschläge bewerten, anstatt selbst kreativ zu sein.
Das ist ziemlich das Gegenteil von dem, was man erwartet hätte. Die Studie schlägt daher Ansätze vor, wie man die Zufriedenheit der Wissenschaftler verbessern kann: mehr Einbindung in kreative Aufgaben, den Ausbau von Weiterbildungsmöglichkeiten oder die Anpassung des Belohnungssystems.
Aus meiner Sicht eine faszinierende Untersuchung: Trotz der Produktivitätssteigerung würde der langfristige KI-Einsatz ohne Anpassungen wahrscheinlich zum Gegenteil dessen führen, was man erreichen wollte.